Bildungsfahrt nach Regensburg, 1997

Am 1. Mai morgens startete eine größere Gruppe Schwerhöriger erwartungsvoller Menschen mit einem Bus nach Regensburg. Unsere Gruppe bestand aus Mitgliedern des DSB aus verschiedenen Städten Thüringens: aus Apolda, Eisenach, Erfurt, Gera, Meiningen, Schmalkalden und Weimar. Es war herrliches Wetter.

Bald nach Beginn der Fahrt wurden Hörschleifen an jeden ausgegeben, die das Hören ohne Nebengeräusche ermöglichten und das dazugehörige Mikrophon wurde installiert, damit keinem der Mitglieder Informationen verloren gehen konnten. Langzeitbatterien für die verschiedenen Hörgeräte waren auch zum Kauf angeboten. So war auch diese Sorge von uns genommen, die einen Schwerhörigen auf einer Reise belastet, dass die Batterien nicht reichen oder gar verloren gehen und man nichts mehr verstehen kann. Informationen wurden ausgetauscht. Niemand mußte sich ausgeschlossen fühlen.

So erreichten wir schneller als wir dachten, ohne Staus und weitere Unannehmlichkeiten, die einem auf solch einer Fahrt passieren können, Regensburg. Zuerst bewunderten wir die Donau und die unverwechselbar schöne Stadtsilhouette, denn wir gingen vom Busparkplatz über die Donaubrücke, die den Blick zur Steinernen Brücke bietet, zum Kolpinhaus, in dem das Organisationsbüro des Bundes-Kongresses des DSB untergebracht war.

Nachdem wir das Organisatorische des Kongresses hinter uns gebracht hatten, teilten wir uns in kleinere Gruppen und kundschafteten auf eigene Faust Schönheiten der Stadt aus. Margarete und mich (wir verstanden uns gut und waren beide aus Weimar) zog es zunächst zur Donaupromenade, dann aber unwiderstehlich zum Dom hin. Beim Eintreten faszinierten uns die schönen Altäre und Figuren. Mich begeisterten die herrlichen bunten gotischen Glasfenster, die dem Gotteshaus eine besondere Stimmung verliehen.

Am Abend war ein „Thüringer Abend“ in unserem Hotel, das etwas außerhalb der Stadt lag, vorgesehen. Wir warteten der Dinge, die da kommen sollten, aber es passierte gar nichts! Der Landesvorsitzende, Herr Schilling, der ja unserer Meinung nach, das Zepter hätte schwingen müssen, kam einfach nicht. Plötzlich gab es eine Initiative, den Abend selbst zu gestalten. Es wurden Lieder gesungen, wie „Das Rennsteiglied“ von Herbert Roth und Geschichten, Gedichte und Humoresken vorgetragen, die Goethe und Schiller betrafen, aber auch Schwerhörige ins rechte Licht rückten.

Eine ganz ausgelassene Stimmung machte sich breit und es entstand bei einigen der Gedanke, das hätte man etwas vorbereiten können, wenn man es gewußt hätte. Herr Schilling griff unsere Initiative auf und sagte, dass wir wirklich mal solch eine Veranstaltung in Weimar vorbereiten könnten. Wir wollten das.